Ratgeber Wachstum
Die Entwicklung vom Baby zum Kleinkind
Das Neugeborene Diese kleinen Wesen sind ein Wunder für sich.
Bereits im Bauch der Mutter macht der ungeborene Säugling seine ersten Erfahrungen. Monate verbringt das kleine Wesen geschützt in diesem dunklen Raum. Umso erschütternder ist die Geburt für das Neugeborene. Zu diesem Zeitpunkt verfügen die Neugeborenen über einen Schutzmechanismus.
Dieser Schutzmechanismus sorgt dafür, dass die Babys bei der Geburt lautstark schreien. Durch das Schreien schützen die kleinen Wesen sich vor der Überforderung der Geburt. Da die Neugeborenen zu diesem Zeitpunkt noch nicht schreien oder sich anderweitig äußern können, bleibt ihnen nur das Schreien. Egal, ob es Hunger ist, die Windel voll ist oder das Baby einfach nicht zur Ruhe kommt – in den ersten Wochen wird das Baby sein Unwohlsein durch Schreien deutlich machen.
Und dies kann durchaus auch in der Nacht passieren, denn Babys kennen noch keinen Tag- und Nacht-Rhythmus. Neben Sehen und Hören verfügen die Säuglinge noch über weitere Reflexe, die ihnen das Überleben erleichtern. Auch wenn Babys schon sehen können, so sehen sie von Anfang an natürlich noch nicht so ausgeprägt wie die Erwachsenen. Am Anfang sehen die Babys noch keine Farben und das Blickfeld ist eingeschränkt.
Einzig einen Bereich von ca. 20 cm kann das Neugeborene scharf sehen. Da die Nackenmuskulatur des Säuglings zu diesem Zeitpunkt noch sehr schwach ist, ist es besonders wichtig, den Kopf des Neugeborenen immer zu halten und ausreichend zu unterstützen. Durch diese Unterstützung ist es dem Baby möglich, sich besser zu konzentrieren und mehr von der Umwelt wahrzunehmen. Neugeborene sind ein wahres Wunder und sie halten noch weitaus mehr Wunder für uns bereit.
1 bis 3 Monate
Das Wunder Baby nimmt weiter seinen Lauf. Besonders in den ersten Monaten scheint das Baby sich fast täglich weiterzuentwickeln. Hat es seit der Geburt an Gewicht verloren, so wird es in dieser Wachstumsphase wöchentlich um die 150 Gramm zulegen. Ganz besonders wichtig ist es in diesem Zusammenhang, Gewichtszunahmen und -abnahmen genau im Auge zu behalten. Nimmt das Baby in dieser Phase weiterhin stark ab, so kann dies unter Umständen ein Hinweis darauf sein, dass bestimmte Nährstoffe vom Darm nicht aufgenommen werden können.
Doch nicht nur das Gewicht des Babys verändert sich nun. Auch in Bezug auf Bewegung und Koordination macht es nun einige Fortschritte. Sie werden feststellen, dass Ihr Baby nun schon kräftig mit den Beinen strampeln kann. Auch das Winken mit den Armen hat das Kleinkind mittlerweile für sich entdeckt. Die Hände können nun zusammengeführt und die Finger geöffnet werden. Fördern können Sie Ihr Kind in Bezug auf die Handkoordination, indem Sie Ihrem Kind ein Spielzeug anbieten.
In der Regel wird es auf dieses Angebot anspringen und versuchen, nach dem Spielzeug zu greifen. Langsam, aber sicher pendeln sich im dritten Monat auch endlich die Schlafgewohnheiten ein. In einigen Fällen schlafen die Kleinen in diesem Alter sogar schon eine komplette Nacht durch. Sollte Ihr Kind noch keine sechs Stunden am Stück schlafen, so ist dies unangenehm für Sie, aber dennoch kein Grund zur Sorge.
Ebenfalls im dritten Monat entwickelt das Baby eine starke Bindung zu den Eltern. Die Gesichter der Eltern kann es nun schon gezielt erkennen und dementsprechend darauf reagieren, auch wenn es natürlich noch immer viele andere Leute anlächelt. Doch so langsam, aber sicher wird das Kind dazu übergehen, Unterschiede zwischen den Menschen zu machen.
Die Weiterentwicklung des Gehirns hat zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung dafür gesorgt, dass Babys nun in der Lage sind, gezielt auf die Ansprache der Eltern zu reagieren. Es wird den Kopf in Richtung der Eltern drehen und mit seinen gegebenen Mitteln versuchen, zu reagieren. Diese Entwicklung können Sie als Eltern positiv unterstützen, indem Sie nun beginnen, Ihrem Kind regelmäßig Geschichten vorzulesen.
So können Sie Ihrem Kind schon früh dabei behilflich sein, ein gutes Sprachgefühl zu entwickeln. Und nicht nur Vorlesen ist wichtig, auch die alltäglichen Gespräche. Auch wenn Ihr Kind vielleicht noch nicht alles verstehen mag: Je mehr Sie sich mit Ihrem Kind unterhalten, desto größer wird der Wortschatz Ihres kleinen Lieblings. Auch die Interaktion mit anderen wird Ihr Baby nun Tag für Tag weiter ausdehnen. In den nächsten Wochen und Monaten steht Ihnen eine spannende Zeit bevor.
4 bis 6 Monate
Diese Wachstumsphase ist für die Kinder sehr spannend. Nun lernen sie, nach welchen Regeln und Gesetzen die Welt verläuft. Und um diese Gesetze genau zu verstehen, hilft dem Kleinkind die Wiederholung. So können die Kinder testen, ob das Auto auch beim zweiten Mal noch rollt, wenn man es beherzt anstupst. Auch anderes Spielzeug wird nun in diesem Bezug getestet.
Durch dieses Spiel lernt das Kind sich selbst als agierendes Wesen kennen. Wirft es Ihnen also wiederholt ein Spielzeug vor die Füße, so ist dies keineswegs böse gemeint. Vielmehr möchte Ihr Kind Sie nun einladen, mit ihm gemeinsam die Welt mit Kinderaugen zu entdecken und zu spielen. In diesem Zusammenhang wird Ihnen mit Sicherheit auffallen, wie fest Ihr Kind mittlerweile zupacken kann. In der Phase zwischen dem vierten und dem sechsten Monat wird Ihr Kind immer mehr Gefallen an dem beliebten „Guck-Guck-Spiel“ haben. Denn nun kann es erstmalig verstehen, dass Dinge auch dann existieren, wenn das Kind sie kurzzeitig nicht mehr sehen kann.
Auch mit Spielzeug kann man dieses beliebte Spiel hervorragend spielen. Und genau deshalb gilt dem Spielzeug nun ein besonderes Augenmerk. Denn ganz gewiss wird Ihr Kind das Spielzeug nicht nur mit den Händen erkunden, sondern eben auch mit dem Mund. So sehr es Sie auch stören mag, wenn das Kind alles in den Mund steckt, für das Kind sind diese Erfahrungen sehr wichtig. Durch die reizempfindliche Zone im Mund können Kinder am besten die Eigenschaften verschiedener Gegenstände erkennen. Und nicht nur das: Wenn sich die ersten Zähne ankündigen, hilft das Kauen und Lutschen an Gegenständen den Kindern über das unangenehme Gefühl hinweg. Dementsprechend vorsichtig müssen Sie nun sein.
Sorgen Sie bitte unbedingt dafür, dass Ihr Kind nichts in den Mund nehmen kann, was scharf, schmutzig oder sogar giftig ist. So viele Dinge hat Ihr Kind nun gelernt und entdeckt, doch nicht alles Gelernte kann es zu diesem Zeitpunkt auch schon umsetzen. Deshalb kann es nun auch vermehrt vorkommen, dass Ihr Kind quengelig und unzufrieden ist. In diesem Fall liegt es an Ihnen, Ihr Kind mit lustigen und lehrreichen Spielen von seiner Unzufriedenheit abzulenken. Doch Vorsicht: Zu viel Spielzeug lenkt Ihr Kind nicht ab, sondern überfordert es. Lieber einige ausgewählte Dinge anstatt einer Flut an Spielzeug, mit dem das Kind sich nicht beschäftigen kann.
7 bis 9 Monate
Aus dem anfänglich noch so hilflosen Neugeborenen ist inzwischen ein neugieriges und energiegeladenes Wesen geworfen, dass um die sieben bis neun Kilo auf die Waage bringt. Die Größe liegt im Schnitt bei rund 69 cm – natürlich sind sowohl beim Gewicht als auch bei der Größe Abweichungen vollkommen normal. Die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt beziehen auch das Wachstum des Kindes mit ein – die Linien im gelben Untersuchungsheft verraten, ob sich Ihr Baby normal entwickelt.
Der Kopfumfang sollte bei rund 45 cm liegen, zudem verlangsamt sich der Wachstum das Kopfes von nun an sichtlich. Ihr Kind schafft es nun, den Kopf gut zu heben und auch zu halten – Wirbelsäule und Muskeln befinden sich allerdings noch im Training und leisten wirklich Schwerstarbeit. Insofern sollten Sie unbedingt darauf achten, dass der Kopf beim Spielen und Toben nicht allzu sehr „geschleudert“ wird und dass auch der Kindersitz im Auto auf jeden Fall die perfekte Größe für Ihren Nachwuchs hat.
Spätestens jetzt sollten sich auch die ersten Milchzähne zeigen – dies sind in der Regel die Schneidezähne im Unterkiefer, manchmal sind aber auch die Schneidezähne im Oberkiefer schneller.
10 bis 12 Monate
Sitzen und Krabbeln ist für Ihr Kind längst keine große Herausforderung mehr – vielleicht kann es sich sogar schon an Möbeln hochziehen und die ersten Schritte gehen. Bis zum ersten Geburtstag sollte sich das Gewicht Ihres Sprösslings verdreifacht haben, im Schnitt sind Kinder in diesem Alter um die 70 oder 80 cm groß. Der Kopfumfang liegt bei rund 46,5 cm – eine exakte Messung übernimmt der Kinderarzt während der Vorsorgeuntersuchung U6.
Bei dieser Untersuchung geht es insbesondere um das Aufdecken möglicher Auffälligkeiten in Bezug auf das Wachstum, das Gewicht oder altersgerechte Entwicklungsschritte:
✔ Warum ist das Kind evtl. zu schwer/leicht? Lag eine Erkrankung vor, sodass Erbrechen oder Durchfall zum Gewichtsverlust führten?
✔ Ist das Kind vielleicht gerade mehr daran interessiert, seine Welt zu erkunden, als im Hochstuhl zu sitzen und zu essen?
✔ Hat Ihr Kind vielleicht gerade das Laufen erlernt? Dieser Prozess erfordert mehr Energie, was die Zunahme für eine kurze Zeit hemmen könnte.
✔ Bringen Sie beim Essen genug Abwechslung auf den Tisch? Brei wird allmählich langweilig, Neues ist spannend und zieht das Kind in seinen Bann.
Wenn Sie Ihren Nachwuchs schon vom Krabbeln und Forschen abhalten, so sollten Sie ihm auch beim Essen ein interessantes „Programm“ anbieten. Sollten Gewichts- und Wachstumsauffälligkeiten auftreten, für die diese Erklärungen nicht greifen, so sollten Sie mit Ihrem Kinderarzt darüber sprechen.
Bedenken Sie bitte auch, dass nicht jedes Kind in unsere deutsche Norm passt und auch genetische Faktoren eine Rolle bei Körpergröße und -gewicht spielen.
13 bis 24 Monate
Das erste Jahr ist vollendet, Ihr Baby geht in den Status des Kleinkindes über. Es sollte sein Gewicht inzwischen in etwa verdreifacht habe und in der Körperlänge um ein Drittel gewachsen sein. Ab jetzt geht es etwas langsamer voran, also lassen Sie Ihrem Kind Zeit und bleiben Sie auch dann geduldig, wenn die kleinen Freunde Ihres Sprösslings vielleicht ein wenig schneller oder langsamer wachsen.
Es ist vollkommen normal, dass sich hier nun gewisse Spielräume bilden und Wachstumsunterschiede unter den Kids auftreten. Bis zum vierten Lebensjahr wird ihr Kind vermutlich ebenso viele Zentimeter wachsen wie im ersten Lebensjahr – dies zeigt die Verlangsamerung des kindlichen Wachstums sehr deutlich. In der Regel sind die Jungs ein wenig größer und schwerer als die Mädchen, was sich bis zum Eintritt in das Schulalter nochmal deutlich verschieben kann.
Eine wichtige Rolle spielen hier auch die Gene: Ein Kind verhältnismäßig kleiner Eltern wird vermutlich kleiner bleiben als der Sprössling hochgewachsener Mütter und Väter. Der Kopf scheint bislang recht groß im Verhältnis zum Körper – und obgleich auch hier eine Verlangsamerung des Wachstums eintritt, wird dieser Eindruck auch im kommenden Lebensjahr bestehen bleiben.
Das Gehirn wächst schließlich ebenfalls und benötigt entsprechend viel Platz im Schädel. Am Ende des zweiten Lebensjahres werden Sie feststellen, dass der Kopfumfang des Kindes recht nahe bei Ihrem eigenen Kopfumfang liegt – dies ist nur deshalb nicht gleich augenscheinlich, weil der Gesichtsbereich des Kleinkindes noch wesentlich kleiner als bei einem Erwachsenen ist – und bleibt, bis Ihr Nachwuchs in die Pubertät übergeht.
Spielerisch Lernen
Eltern fällt es oft gar nicht auf, wie schnell die Kinder eigentlich wachsen. Dabei ist das Wachstum an sich zumindest für die Kinder eine durchaus aufregende Zeit. Schließlich bedeuten einige Zentimeter Körpergröße mehr oft die Möglichkeit, neue Abenteuer zu entdecken.
Während ihnen als Eltern das Wachstum oft zu schnell voranzuschreiten scheint, haben Kinder oft das Gefühl, schlichtweg gar nicht zu wachsen. Es gibt Phasen, in denen scheinbar alle Kinder scheinbar über Nacht wachsen, nur Ihr eigenes Kind scheint dies nicht zu bemerken. Um Ihrem Kind diese Sorge nun zu nehmen, können Sie auch die Wachstumsphase spielerisch gestalten.
Bunte Messlatten bringen nicht nur Farbe ins Kinderzimmer, sondern können Ihrem Kind die eigene Körpergröße verdeutlichen. Um jeden noch so kleinen Fortschritt festzuhalten, bietet es sich an, das Kind in regelmäßigen Abständen zu messen und die Fortschritte mit einer deutlichen Markierung zu versehen. Ist im Zimmer kein Platz für eine kindlich gestaltete Messlatte, so kann diesen Zweck natürlich auch der Türrahmen übernehmen.
Je nach Alter kann das Kind die Markierungen natürlich auch mit Hilfe eines Bleistiftes alleine setzen. Wichtig ist es nur, dass das Kind zu diesem Zeitpunkt keine Schuhe anhat und auch sonst nicht schummelt. Zusätzlich können Sie auch gemeinsam mit Ihrem Kind die Wachstumskurve im U-Heft verfolgen.
Anhand dieser Linie kann Ihr Kind genau erkennen, wie viel es im Laufe der Jahre gewachsen ist. Am schnellsten wachsen Kinder in den ersten drei Lebensjahren. In dieser Zeit verdoppelt sich die Körpergröße der Kleinen nahezu. Nach den ersten drei Jahren verlangsamt sich das Wachstum. Zu dieser Zeit wachsen die Kinder nur noch 5 - 6 Zentimeter pro Jahr.
Schneller wachsen die Kinder nur noch in der Pubertät. 10 Zentimeter sind es während dieser Phase pro Jahr. Neben der spielerischen Gestaltung ist zudem auch noch eine gesunde Ernährung wichtig. Damit Kinder gut wachsen können, benötigen sie neben viel Obst und Gemüse auch genügend Milch. Denn gerade in den drei Wachstumsphasen benötigen die Kinder Milch, um die Knochen mit Kalzium zu unterstützen.
Buchtipps
✎ PEKiP: Spiel und Bewegung mit Babys: Mehr als 100 Anregungen für das erste Jahr; Liesel Polinski; rororo; 2001; ISBN: 349960972X
✎ Oje, ich wachse! Von den acht Sprüngen in der mentalen Entwicklung Ihres Kindes während der ersten 14 Monate und wie Sie damit umgehen können; Hetty van de Rijt; Goldmann; 1998; ISBN: 3442161444
✎ So entwickelt sich Ihr Baby im ersten Jahr; Ines Schemke, Kindle Edition; 2011
✎ Das große Buch für Babys erstes Jahr: Das Standardwerk für die ersten 12 Monate; Stephan Heinrich Nolte, Annette Nolden; Gräfe und Unzer Verlag GmbH; 2013; ISBN: 3833825332
✎ ElternWissen – Baby-Entwicklung: So fördern Sie Ihr Kind in den ersten 24 Monaten; Claire Halsey; Dorling Kindersley Verlag; 2011; ISBN: 3831017883 Quellen
✎ www.rund-ums-baby.de/entwicklungskalender